

Auf der ganzen Welt erkranken immer mehr Menschen an Depressionen. Für mich ist dies ein Herzensthema, denn auch ich habe jahrelang unter depressiven Episoden und dessen Symptomen gelitten. Am 15.05.2019 habe ich eine Umfrage, eine kleine Fallstudie sozusagen, in meiner Instagram Story veranstaltet. Von 85 Personen haben circa ein Drittel, also insgesamt 29 Personen mitgemacht – 23 Personen hatten oder haben Erfahrungen mit Depression. Wiederum 12 dieser Personen waren zu der Zeit sportlich aktiv und nur 9 haben sich professionelle Hilfe gesucht.
In Großbritannien findet derzeit die Mental Health Awareness Week statt und aus diesem Grund habe ich mich mit meiner guten Freundin und Psychologin Yara Bremer zusammengesetzt um die psychische Erkrankung in Bezug auf Sport zu thematisieren. Des weiteren geben wir praktische Tipps zum Umgang mit Depressionen und ich teile meine eigenen Erfahrungen damit.
Inhaltsverzeichnis
Wodurch zeichnet sich eine Depression aus?
Kann Sport bei Depression oder anderen psychischen Krankheiten helfen?
Worin liegt die positive Wirkung?
Ist dieser Effekt auch langfristig?
Hilft Sport nur präventiv oder auch wenn jemand schon an einer Depression erkrankt ist?
Welche Sportarten und Intensitäten eignen sich überhaupt?
Gibt es für depressive Menschen spezielle Hürden beim Sport?
Coach Kris’ eigene Erfahrung mit Depression
Praxistipps
Schlusswort
Wer ist eigentlich Yara Bremer?
Quellen
Wodurch zeichnet sich eine Depression aus?
Yara: Generell muss man sagen, dass es nicht die eine Depression gibt. Depressionen zeichnen sich neben sogenannten Kernsymptomen durch ganz unterschiedliche Symptome aus und diese sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich. So auch die Gründe warum Menschen an einer Depression erkranken. Depressionen sind häufig eine Reaktion auf belastende Lebensumstände, traumatische Erlebnisse oder auch körperliche Erkrankungen, sie können jedoch auch andere psychische Erkrankungen begleiten. Erkennen kann man Depressionen an verschiedenen Symptomen wie z.B. gedrückte Stimmungslage, Traurigkeit und Verlust an Freude und Interesse. Zudem können Antriebslosigkeit, Appetitverlust, Schlafstörungen, innere Unruhe, Gereiztheit, Gefühle der Wertlosigkeit, ein vermindertes Selbstvertrauen, Schuldgefühle, Konzentrationsstörungen bis hin zu Suizidgedanken auftreten. Um eine Depression (nach ICD-10 (International Classification of Diseases) zu diagnostizieren müssen mindestens 2-3 (leichte Depression) der Symptome über einen Zeitraum von 2 Wochen die meiste Zeit des Tages aufgetreten sein.
Und Depressionen sind nicht selten. Die WHO geht davon aus, dass weltweit ca. 322 Millionen Menschen von Depressionen betroffen sind (WHO, 2017)1. Das wären mehr als 4,4 % der Weltbevölkerung und 18 % Prozent mehr als zehn Jahre zuvor. Für Deutschland schätzt die WHO die Zahl der Menschen mit Depressionen auf 4,1 Millionen, 5,2 % der Bevölkerung. Diese Schätzungen gehen auf eine Studie zurück, die in mehreren europäischen Ländern parallel durchgeführt wurde (Alonso et al., 2004)2. Nach Schätzungen der WHO wird 2020 Depression die Krankheit sein, die neben Herz-Kreislauf-Erkrankungen die meisten gesunden und unbeeinträchtigten Lebensjahre rauben werden. Umso wichtiger ist natürlich herauszufinden was man präventiv als auch therapeutisch gegen die Depression tun kann. Ein Forschungsfeld ist hier der Effekt von Sport auf psychische Erkrankungen insbesondere auch die Depression.
Kann Sport bei Depression und bei anderen psychischen Krankheiten helfen?
Yara: Sport hat definitiv einen positiven Effekt auf den Rückgang depressiver Symptomatik! Zwar lässt Sport allein die Depression in den meisten Fällen nicht komplett verschwinden, da Sport weniger an den Ursachen der Depression ansetzt, jedoch ist Sport häufig ein gutes Hilfsmittel, um Symptomen (auf neurobiologischer, als auch auf der Verhaltensebene) der Depression entgegenzuwirken. So kann Sport der Antriebslosigkeit, der inneren Unruhe als auch anderen somatischen Symptomen wie z.B. der Appetitlosigkeit oder Schlafstörungen entgegenwirken. Meine persönlichen Erfahrungen als Psychologin (ich arbeite in einer neurologischen und orthopädischen Rehabilitationsklinik) zeigen, dass eine Kombination aus sportlicher Aktivität, Erhöhung der sozialen Kontakte (ggf. auch mit gleicher oder ähnlicher Krankheitsgeschichte), Einführung einer Tagesstruktur und psychologischen Gesprächen einen stärker positiven Effekt haben kann als nur eines der Aspekte allein, da die Therapie an vielen Symptomen der Depression ansetzt.
Worin liegt die positive Wirkung?
Yara: Wie lässt sich der positive Effekt von Sport erklären? Hier gibt es in der Forschung mehrere Ansatzpunkte:
- Sport bietet eine Möglichkeit sich abzulenken von den wiederkehrenden negativen und dysfunktionalen Grübelgedanken und Gedankenkreisen. Das Sporttreiben an sich fordert bereits kognitive Ressourcen und Energie, welche dann nicht mehr für Grübelgedanken zur Verfügung stehen.
- Sport aktiviert ein Enzym (Tryptophan-Hydroxylase TPH), welches für die Biosynthese von Serotonin verantwortlich ist, somit wirkt sie wie eine bestimmte Klasse der Antidepressiva, die Serotoninwiederaufnahmehmmer. Häufig ist bei Menschen mit Depression der Serotoninspiegel niedriger als bei gesunden Personen und Sport kann dem entgegenwirken. Sport kann sogar in einen „high“-Zustand führen. Hier ist das beste Beispiel das sogenannte „runners high“. Nach einem langsamen mindestens einstündigen Lauf berichten Läufer häufig ein Stimmungshoch bis hin zu einem fast rauschähnlichen Zustand. Dies konnte inzwischen auch neurobiologisch nachgewiesen werden, nach langen langsamen bzw. auch nach kurzen sehr schnellen Läufen steigt die Endorphinkonzentration im Körper an. Die Endorphine docken im Gehirn dann genau an die Regionen an, welche für die emotionale Verarbeitung zuständig sind, d.h. im Frontallappen und im limbischen System. Dies führt zu Glücksgefühlen und einer verminderten Schmerzempfindung.
- Übergewicht ist v.a. in industrialisierten westlichen Gesellschaften ein immer größer werdendes Problem. Studien konnten hier einen direkten Zusammenhang zwischen Übergewicht und Depression zeigen, d.h. das Übergewicht eine Ursache für das Auftreten depressiver Symptomatik ist und die depressive Symptomatik mit zunehmendem Gewicht ansteigt. Somit kann Sport zu einer Gewichtsreduktion, einem verbesserten Körper- und Selbstwertgefühl beitragen und somit auch depressive Episoden verhindern bzw. abmildern.
Anmerkung: Sport ist allerdings keine Garantie für eine Gewichtsabnahme. Die sportliche Betätigung treibt lediglich den Kalorienverbrauch der häufig eher sesshaften Personen an. Es gibt (vor allem übergewichtige) Personen, die auf einen höheren Kalorienverbrauch mit mehr Hunger reagieren. Besonders in solchen Fällen kann es Sinn machen, wenn auch an der Ernährung gearbeitet wird. - Zudem kann Sport das Selbstwirksamkeitserleben als auch das Selbstwertgefühl steigern. Einerseits dadurch, dass wir uns in unserem Körper wohler fühlen, da wir bei regelmäßiger körperlicher Aktivität weniger mit Übergewicht und damit einhergehenden Erkrankungen (wie z.B. Bluthochdruck, Diabetes, Schlafapnoe) kämpfen müssen, andererseits dadurch, dass wir selbst etwas unternehmen können, um die Depression zu besiegen. Eine Theorie zur Entstehung einer depressiven Symptomatik ist die der gelernten Hilflosigkeit (Seligmann, 1975)3. Viele Studien konnten zeigen, dass die Erfahrung von Kontrollverlust gegenüber relevanten Lebensproblemen zu Passivität, Rückzug bis hin zu Apathie führen kann. Das Wissen darüber, was ich selbst gegen die Depression tun kann steigert häufig bereits das Gefühl der Selbstwirksamkeit.
- Zudem ist die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HHNA), welche für die Regulation von Stresserleben zuständig ist, bei depressiven Patienten hyperaktiv. Dies führt zu einer erhöhten Ausschüttung von Cortisol, einem typischen Stresshormon. Sport senkt die Cortisolspiegel und kann somit auch antidepressiv wirken.
Ist dieser Effekt auch langfristig?
Yara: Das kommt drauf an. Wenn ich natürlich nur eine Woche Sport gemacht habe wird dies keinen langfristigen Effekt auf meine Gesundheit, mein Wohlbefinden geschweige denn auf eine depressive Episode haben. Wird Sport regelmäßig in den Alltag eingebaut kann es vor Depressionen schützen als auch Menschen mit bereits vorhandenen Depressionen unterstützen die Symptomatik zu verringern. Vor allem für den Selbstwert und das Körpergefühl hat regelmäßiger Sport einen positiven Effekt.
Hilft Sport nur präventiv oder auch wenn jemand schon an einer Depression erkrankt ist?
Yara: Wie oben beschrieben ist es nicht nur vorbeugend wirksam, sondern auch wenn jemand schon an der Depression erkrankt ist. Grundsätzlich muss man natürlich sagen, dass es sehr viel leichter ist mit Sport zu beginnen, wenn noch keine depressive Erkrankung vorliegt. Denn selbst viele gesunde Menschen kennen es sicherlich, dass regelmäßig Sport in den Alltag einzubauen durchaus eine Herausforderung darstellt. Mit einer depressiven Erkrankung kann man es sich so vorstellen als würde man jemandem noch einen Anzug mit schweren Steinen anziehen und ihm dann sagen, er solle sich mehr bewegen. Deshalb ist es für Menschen mit einer depressiven Symptomatik häufig wichtig Unterstützung darin zu erhalten ihr Leben wieder aktiver gestalten zu können.
Welche Sportarten und Intensitäten eignen sich überhaupt?
Yara: Grundsätzlich gilt erstmal jede Sportart ist gut. Depressive Menschen haben häufig aufgrund der vermehrten Antriebslosigkeit sowieso Schwierigkeiten Aktivitäten zu beginnen, deshalb sollte man die Ziele nicht direkt zu hoch stecken. Zu Beginn reicht es häufig schon das Haus zu verlassen und einen Spaziergang zu machen. Hauptsache man beginnt, mit welcher Sportart ist erstmal egal. Auch die Intensität ist zunächst nicht wichtig. Grundsätzlich gilt: realistische Ziele stecken, um noch mehr Frustration zu vermeiden und falls möglich den Sport auch mit anderen angenehmen Dingen verbinden (z.B. Musik, einer schönen Strecke)
Nach aktueller Studienlage ergibt sich der höchste antidepressive Effekt bei einer moderat intensiven sportlichen Aktivität für 30 Minuten an fast allen Tagen der Woche. So konnte z.B. eine Studie zeigen, dass regelmäßiges wöchentliches Laufbandtraining über 4 Monate vergleichbare Effekte bei der Reduktion der depressiven Symptomatik erzielt wie Sertralin (ein Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer). Das selbstständige Fortführen der sportlichen Aktivität konnte zudem die Remission über 12 Monate hinweg fördern (Blumenthal et al., 19994, 20075, 20116). Eine andere Studie konnte zeigen, dass ein intensives Training (Energieverbrauch von 17,5 kcal/kg/Woche) wirksamer ist als ein Training mit geringerem Energieverbrauch. Die Häufigkeit (3x vs. 5x die Woche) ergab keinen größeren Unterschied (Dunn et al., 20057).
Anmerkung: Wie schon erwähnt, ist es erst mal egal welche Sportart ausgesucht wird. Das soziale Umfeld in der Gruppe kann zu Beginn Wunder bewirken und der ausschlaggebende Grund sein, weshalb sich der Erkrankte körperlich betätigt. Ich finde es außerdem wichtig, dass die Personen langfristig Spaß an einer Sportart findet. Denn wer Spaß an einer Tätigkeit hat, führt sie beständiger aus. Ziel sollte es meiner Meinung nach auch sein, dass das Training auf irgendeine Art und Weise progressiv gestaltet werden kann. So kann der Erkrankte über Zeit zum einen Fortschritte sehen, die ihn motivieren und zum anderen wird Progression die Selbstwirksamkeit steigern. Oft unterschätzen Erkrankte ihre Leistungen enorm.
Gibt es für depressive Menschen spezielle Hürden beim Sport?
Yara: Natürlich ist es für depressive Menschen eine große Herausforderung Sport zu treiben. Die Antriebslosigkeit steht ja schon viel kleineren Dingen im Weg als sportlich aktiv zu sein, für einige Menschen ist es schon schwierig morgens aus dem Bett aufzustehen. Zudem spielen häufig auch Schamgefühle (z.B. bei Übergewicht) oder die Angst zu Scheitern eine Rolle. Daher ist es bei schwereren Ausprägungen der Depression häufig nur mit Unterstützung möglich der Antriebslosigkeit sowie auch anderen Symptomen zu begegnen. Dabei helfen können je nach Schwere der Depression stationäre oder teilstationäre psychiatrische Kliniken (hier wird häufig Sport auch mit ins Therapieprogramm integriert), ambulante Psychotherapie, aber auch Selbsthilfegruppen. Häufig ist es leichter die Ziele zu erreichen, wenn man Verpflichtungen eingeht, d.h. entweder eine therapeutische Aufgabe bekommt oder auch mit anderen gemeinsam Sport treibt.
Meine persönlichen Erfahrungen mit Depression
Meine Jugend
Dazu möchte ich kurz ausholen: Seit meinem 15. oder 16. Lebensjahr habe ich unter depressiven Episoden und dessen Symptomen gelitten. Zu dem Zeitpunkt wog ich wahrscheinlich zwischen 110 und 120kg auf 1,77m. Ich pflegte einen kleinen Freundeskreis und habe soziale Events gemieden. Zum einen, weil ich mein Erscheinungsbild nicht mochte und mich selbst in die Opferrolle gesteckt habe und zum anderen wegen Mobbing und der Meinung Anderer. Ich war ein Meister im Verstecken vor Fotos. Sport war für mich ein Tabuthema zu der Zeit. In der Schule habe ich gute Ausreden gefunden und ins Fitnessstudio bin ich trotz Mitgliedschaft nicht gegangen – stattdessen habe ich während der „Trainingszeit“ mein Geld heimlich für Fast Food ausgegeben.
Man konnte erkennen, dass mein Lebensstil und mein Verhalten selbstzerstörerisch war. Im Laufe der Jahre tat ich immer mehr Dinge, die mir mehr schadeten als sie mir halfen – Isolation, exzessives Essen, ein negatives Umfeld bis hin zur Selbstverletzung. Einige Wunden mussten sogar wieder zugenäht werden. Bin ich stolz darauf? Mit Sicherheit nicht, aber es ist ein Teil meiner Vergangenheit. Ich stehe zu meinen Taten und möchte auf diesem Weg für ein Bewusstsein sorgen.
Im Alter von 24 Jahren wurde ich mit einer mittelschweren Depression diagnostiziert. Ich wog stolze 150kg. Mit 25 entwickelten sich vermutlich durch den hohen Stress des Studiums auch noch Panikattacken, welche ich ein Jahr später im Zuge einer Verhaltenstherapie in den Griff bekommen habe. Die Depression wurde nicht behandelt. Als ich mein Höchstgewicht von über 170kg erreicht hatte, hat es bei mir mit 27 Jahren Klick gemacht – Ich wollte etwas ändern.
Wie es weiterging…
Erst begann ich mit einer Ernährungsumstellung in Eigenregie und nachdem die ersten Kilos gepurzelt waren, kam der Sport dazu. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich aufgrund der Erfolge ein positives Mindset, jedoch verfolgten mich weiterhin die Symptome der Depression. Ich machte einen Termin zum Probetraining und wurde vor Ort ins kalte Wasser geschmissen. Ich fühlte mich total unwohl und unbeholfen, wurde aber zügig durch das Training geführt. Und das war auch gut so – Machen statt Denken! Ich setzte mir das Ziel drei mal die Woche für circa 30 Minuten in das Fitnessstudio zu gehen und so gründete ich eine neue Routine, welche dann später zur Gewohnheit geworden ist. Fun Fact: Einige Jahre später habe ich als Leitung für den Fitnessbereich des selben Studios gearbeitet.
Im Laufe der Zeit erhöhte ich die Trainingsdauer auf zwischen 60 und 90 Minuten pro Einheit. Ich ging nicht mehr nur drei mal die Woche in das Fitnessstudio, sondern zwischen vier und fünf Malen. Ich fand Spaß an der Veränderung, an den Kraftzuwächsen, an der Kondition und vor allem merkte ich große Verbesserungen meiner Gesundheit. Mein starker Bluthochdruck hat sich normalisiert, die Schmerzen in den Knien und dem unteren Rücken waren verschwunden.
Und heutzutage?
Ich fühle mich psychisch wie auch körperlich richtig gut. Fremde Menschen bezeichnen mich sogar als eine positive Person. Zwar merke ich ganz selten Anflüge einer depressiven Episode, aber ich weiß mittlerweile damit umzugehen, ohne dahin abzudriften. Neben der äußerlichen Veränderung hat sich auch mein Umfeld positiv geändert. Ich würde behaupten, dass all diese Faktoren (optische Veränderung, Selbstverwirklichung, Sport, positives Umfeld, Wissen, Akzeptanz) kumulativ dazu beitragen, dass ich heutzutage selbst schwierige Lebenssituationen gut meistern kann.
Restaurantbesuch 2009 – Ich war 24 Jahre alt, wog circa 150kg und litt akut unter den Symptomen der Depression.
Yaras Tipps
- Nimm deine Wahrnehmung ernst! Wenn du als Leser Symptome einer Depression bei dir erkennst, nimm Sie ernst! Überlege was Ursachen sein könnten und ob du diese allein bewältigen kannst. Falls nicht, scheu dich nicht und such dir Unterstützung.
- Sei freundlich mit dir selbst! Ist häufig leichter gesagt als getan, aber lass dich von Rückschlägen nicht verunsichern, mach dich nicht fertig für alles was du nicht kannst. Reflektiere nochmal was du alles kannst und betrachte auch die positiven Seiten. Wenn du magst führe ein Positivtagebuch und notiere jeden Abend Dinge die an diesem Tag positiv waren.
- Sei achtsam! Versuche mit den Gedanken im Hier und Jetzt zu sein, nicht so sehr bei morgen oder gestern. Höre in dich rein und frag dich häufiger mal selbst wie es dir geht und auch was du vielleicht verändern musst, damit die Antwort besser ausfällt.
Meine Praxistipps in Bezug auf Sport
- Einfach machen: Such dir eine Sportart aus, die dir Spaß macht und bleib erst mal eine ganze Weile dabei. Wenn du dich mal nicht danach fühlst, geh trotzdem hin. Schließlich wirst du dich danach besser fühlen.
- Das Timing kann entscheidend sein: Trainiere zu einer Tageszeit, bei der du dich am fittesten fühlst. In den meisten Fällen gelten folgende Regeln: Trainiere nicht mit leerem oder vollem Magen und nicht spät Abends. Wer unter Depressionen leidet, hat oft eh schon Schlafprobleme und ein Training wird sehr wahrscheinlich aufpushend wirken. Morgens oder Mittags funktioniert es oft am besten.
- Gibt es Barrieren?: Woran könnte es scheitern? Reflektiere verschiedene Situationen (schlechtes Wetter, Arbeitsverpflichtungen, Müdigkeit oder vielleicht zerstreute Gedanken?) und entwickle Strategie, um Sport so einfach und konstant wie nur möglich zu machen.
- Allein kann es dir schwer fallen: Such dir einen Trainingspartner oder Trainer! Oft genießen Trainierende den Sport mehr und bleiben besser am Ball, wenn jemand dabei ist.
- Denke (rational) positiv!: Erkenne bewusst deine Erfolge. Betrachte dein Trainingsprogramm als Lerngelegenheit und lass dich nicht entmutigen, wenn Trainingsfortschritt etwas länger auf sich warten lässt oder du mal eine Einheit verpasst.
- Genieße den Moment: Nimm dir eine Minute Zeit, wenn du mit einer Trainingseinheit fertig bist, um zu sehen, wie du dich fühlst. Sprich dir selbst positiv zu. Entschleunige bewusst und beschleunige danach wieder.
Schlusswort
Wenn du diesen Beitrag bis hier hin gelesen hast, scheinst du dich zum einen wirklich für das Thema zu interessieren und zum anderen wirst du erkannt haben, dass mir das Thema wirklich am Herzen liegt. Danke für dein Interesse! Ich möchte mit hiermit meinen Teil dazu beitragen, dass psychische Erkrankungen endlich akzeptiert werden und kein Tabuthema bleiben. Falls du merkst, dass jemand in deinem Umfeld an Depression leiden könnte, lass ihn/sie wissen, dass du für ihn/sie da bist.
Meine Schlussworte richten sich an jeden, der momentan mit depressiven Episoden und dessen Symptomen zu kämpfen hat: Du bist nicht allein! Steh zu dir und deinen Problemem. Es ist vollkommen okay, wenn du dich nicht okay fühlst. Bleib stark und such dir die Hilfe die du brauchst – sei es professionell oder im Freundes- und Bekanntenkreis. Vielleicht brauchst du aber auch einfach nur mal Abstand und Ruhe – dann nimm ihn dir! Und lass dich verdammt noch mal nicht von irgendwelchen Idioten schlecht oder klein reden!
Über Yara Bremer
Hi, ich bin Yara und arbeite als Psychologin in der Johanniter Klinik am Rombergpark in Dortmund. Nebenbei mache ich gerade meine Psychotherapieweiterbildung und auch immer mal wieder Weiterbildungen im Bereich Neuropsychologie, mein Hauptarbeitsgebiet in der neurologischen Rehabilitation.
Ich habe mich entschieden in diesen Bereich zu gehen, weil mich schon immer das Zusammenspiel zwischen Biologie, Medizin und Psychologie interessiert hat, dies vereint die Neuropsychologie ganz gut. Und letztendlich fand ich es immer spannend mehr über psychologische Prozesse zu lernen und Menschen zu helfen.
Ich habe mich für das Rehasetting entschieden, weil es einfach ganz viele Möglichkeiten bietet. Ich schätze sehr das ganzheitliche Konzept, da ich denke, dass häufig mehrere Faktoren zusammenkommen, die betrachtet werden müssen. Die Reha ist super, weil so viele Menschen mit mir aus verschiedenen Standpunkten den Menschen betrachten. Ärzte, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden, Krankenpfleger, Sozialarbeiter und auch meine Kolleginnen aus der Neuropsychologie. Und häufig- wie im Artikel über Depressionen erwähnt – ist eben neben meinem Bereich auch ein ärztlicher Check-up sehr wichtig um körperliche Ursachen für bestimmte Symptome auszuschließen, es ist wichtig Menschen zu aktivieren (was häufig eher die Pfleger, Physiotherapeuten und Ergotherapeuten bei uns tun), das Rehasetting bietet für den Patienten zudem Tagesstruktur, die Sozialarbeiter können zudem noch viele Fragen zu Ängsten bezüglich der beruflichen Perspektiven klären und auch die sozialen Kontakte unter den Patienten sind super hilfreich. Somit habe ich letztendlich ganz viele Co-Therapeuten an meiner Seite.
Zum Thema Sport kann ich sagen, dass ich früher ein totaler Sportmuffel war, allerdings inzwischen den Sport als guten Ausgleich zum stressigen Alltag schätzen gelernt habe. Ich jogge und gehe ins Fitnessstudio und versuche dies auch 3x in der Woche in meinem Terminplan unter zu kriegen. Somit kann ich in meiner Stressbewältigungsgruppe beruhigt erzählen (aus eigener Erfahrung), dass Sport definitiv einen guten Ausgleich darstellt und mir hilft runterzukommen und etwas für mich zu tun.
Stand: 17.05.2019
Quellen:
1https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GesundAZ/Content/D/Depression/Daten_Fakten/daten_fakten_depressionen_inhalt.html
2Alonso J et al. (2004). Prevalence of mental disorders in Europe: results from the European Study of the Epidemiology of Mental Disorders (ESEMeD) project. Acta Psychiatr Scand Suppl. 2004;(420):21-7
3Seligman, M. E. P. (1975). A series of books in psychology. Helplessness: On depression, development, and death. New York, NY, US: W H Freeman/Times Books/ Henry Holt & Co.
4Blumenthal JA, Babyak MA, Moore KA, Craighead WE, Herman S, Khatri P, Waugh R, Napolitano MA, Forman LM, Appelbaum M, Doraiswamy PM, Krishnan KR. Effects of exercise training on older patients with major depression. Arch Intern Med. 1999;159:2349–56.
5Blumenthal JA, Babyak MA, Doraiswamy MP, Watkins L, Hoffman B, Barbour KA, Herman S, Craighead E, Brosse AH, Waugh R, Hinderliter A, Sherwood A. Exercise and pharmacotherapy in the treatment of major depressive disorder. Psychosom Med. 2007;69:587–96.
6Hoffman BM, Babyak MA, Craighead WE, Sherwood A, Doraiswamy, MP, Coons MJ and Blumenthal JA. Exercise and Pharmacotherapy in Patients With Major Depression: One-Year Follow-Up of the SMILE Study. Psychosom Med. 2011;73(2): 127–133.
7Dunn AL, Trivedi MH, Kampert JB, Clark CG, Chambliss HO. Exercise treatment for depression: efficacy and dose response. Am J Prev Med. 2005;28(1):1-8.